«Hoffentlich klappt alles!»
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2006 verkaufte der Industriekonzern Sulzer den Brennstoffzellenentwickler Hexis AG an Bruno Stefanini. Welche Überlegungen stellte Bruno Stefanini beim Kauf des hochspezialisierten Energieproduzenten an? Seine Tagebucheinträge haben erst kürzlich eine überraschende Erkenntnis ans Licht gebracht.
Wie soll eine Kunst und Kulturstiftung ein grosses Industrieareal in Oberwinterthur sinnvoll nutzen? Mit dieser Frage hat sich der Stiftungsrat der SKKG 2020 intensiv beschäftigt und ist zum Schluss gekommen: Das ehemalige Firmenareal der Hexis soll zum neuen Sitz der SKKG und ihrer Sammlung erweitert werden. Wieso Stiftungsgründer und Immobiliengeschäftsmann Bruno Stefanini 14 Jahre zuvor die Hexis überhaupt gekauft hatte, war ein Rätsel. Bei der Aufarbeitung der Tagebücher folgte 2024 dann die grosse Überraschung: Bruno Stefanini selbst hatte geplant, das Areal in einen Ort zu verwandeln, wo Sammlungsdepots, Stiftungsarbeit, Immobilienbüros und Wohnungen aufeinandertreffen.
In Anbetracht aller Vorteile
Beim Lesen der Tagebucheinträge lässt sich der Enthusiasmus von Bruno Stefanini förmlich spüren. Den lang gehegten Traum eines eigenen Museums für seine Sammlung liess ihn offenbar auch im Alter von 82 Jahren noch nicht los. So schrieb Stefanini, noch immer ganz der rechnende Geschäftsmann, am 20. Januar 2006 über das Hexis-Gebäude: «1973 erstellt, gut unterhalten, Stahlbeton, 6 Geschosse + U. G. und Werkstattaufbau, 2geschossig, dazu total 8769 m2 hochausnützbares Land, auf dem südlichen, unüberbauten Teil Platz für neues Lager-/Museums-Bürogebäude.» Der Standort würde «einen Grossteil unserer Stiftungs- und Büro sowie Depotbedürfnisse erfüllen» und würde sofortige Abhilfe schaffen, indem die «gefährdeten und ‹zerstreuten› Depots (& teuren) bald zusammen in Oberi konzentriert» wären. «Hoffentlich klappt alles», schreibt Stefanini. Dann, so seine Schlussfolgerung, «wäre das Hexis-Engagement evtl. sogar positiv, auch wenn die Brennstoffzellenforschung misslingen würde!»

«Im Auftrag von Herrn B. Stefanini: Bitte hier lassen! 15.02.2007» steht auf dem Zettel, der an die Schiffsschraube angeheftet war.
«Bitte hier lassen!»
Mit dem Verkauf der Hexis und dem zeitgleichen Abbruch der ehemaligen Giessereihalle auf dem Sulzer-Areal in Oberwinterthur ging ein Stück Winterthurer Industriegeschichte zu Ende. Auch dieser Umstand schien Bruno Stefanini beschäftigt zu haben. In seinem Tagebuch 2006 hält er fest: «Trotzdem gestern noch Schiffsschraube (ca. 1400 Kg Guss), mechanischer Waagbalken und kupferne Wandtafel zur Inbetriebnahme der vor kurzem abgerissenen Grossgiesserei von Sulzer (32 000 m2), vis à vis Hexis, am neuen Eulachpark für 10 000.– Fr. gekauft (der Giesserfachmann Rossmann sammelte es) [...]. Erwerb für Hexis-Museum, sollte dies von mir noch realisiert werden können!» Sulzer-Memorabilia als «Must-have» für ein Museum in Oberwinterthur! So erstaunt es nicht, dass die besagte Schiffsschraube von SKKG-Mitarbeiter:innen mit einem handgeschriebenen Zettel aufgefunden wurde: «Bitte hier lassen!» Bruno, wir haben eine gute Nachricht: Wohnungen, Büros für deine Mitarbeiter:innen und ein Depot, in dem endlich alle Objekte der Sammlung an einem Ort sicher aufbewahrt werden können: Das wird klappen! Und die Schiffsschraube? Die bleibt, wo sie ist!

Auszug aus Bruno Stefaninis Tagebuch (Archiv SKKG)